Allerspätestens mit dem ersten Advent beginnt die heiße Phase für das Abarbeiten der Weihnachtswunschzettel, die die Kinder für das Christkind vorgelegt haben. Je nach Alter und Vorlieben werden die Wünsche mal leichter und mal schwieriger zu erfüllen sein. Wirklich kompliziert wird die Bescherung aber dann, wenn lebende Tiere auf der Liste stehen.
Das Dilemma mit der Verantwortung
Natürlich möchten die Eltern die Wünsche der Kleinen gerne erfüllen, aber beim Thema Tiere gibt es zwangsläufig einiges mehr zu beachten, als bei Büchern oder Spielsachen. Dabei spielt es keine Rolle, was genau das Objekt der Begierde ist: Ob Hund, Katze, Maus, Hamster oder Goldfisch – alle Tiere verlangen einiges auf finanziellem und zeitlichem Aufwand für ihre richtige und artgerechte Versorgung.
Egal wie groß der Wunsch der Kinder nach einem Haustier auch sein mag, es gilt daher schon im Vorfeld einer möglichen Anschaffung wichtige Aspekte zu bedenken, damit am Ende nicht auf alle eine Enttäuschung wartet – einschließlich der Tiere. Denn darauf läuft das gutgemeinte Geschenk bei einer mangelnden Auseinandersetzung mit den damit zusammenhängenden Bedürfnissen und Notwendigkeiten oftmals hinaus.
Lebenslanges Interesse am Haustier
Deshalb ist Spontaneität und Überraschung in dieser Angelegenheit die völlig falsche Herangehensweise. Der Kauf sollte niemals aus einer Laune heraus oder mit dem Ziel der Überraschung geschehen. Schließlich brauchen lebende Tiere ein Leben lang die Aufmerksamkeit und Fürsorge der Halter, entsprechend lange muss also auch deren Interesse sein.
Das Ausmaß dieses Interesses zu beurteilen, gerade wenn das Haustier als Geschenk für ein Kind gedacht ist, obliegt den Eltern. Das gilt im Zweifelsfall auch für die Verantwortung für das Tier, wenn die Kleinen der Herausforderung noch nicht hinreichend gewachsen sind – eine wirklich selbstständige Versorgung kann nämlich frühestens mit zehn bis zwölf Jahren erwartet werden. Da Haustiere also ohnehin eine Familienangelegenheit sind, sollte diese daher bei einem Kauf unbedingt involviert sein, angefangen bei der eigentlichen Entscheidung darüber, ob ein solcher Kauf überhaupt stattfindet. Denn nicht nur bei der Anschaffung einer der besonders beliebten Hundewelpen gilt es, eine lange Checkliste von Kauffaktoren zu berücksichtigen – auch für Kleintiere wie Kaninchen gibt es – gesetzliche – Vorgaben, die eingehalten werden müssen und die womöglich gegen den Kauf sprechen.
Lebenslange Kosten für Futter, Pflege und Tierarzt
Neben dem Interesse an dem potenziellen Familienmitglied sind die dadurch verursachten Kosten ein zentrales Thema. Immerhin brauchen Haustiere nicht nur Futter, je nach Art kann die notwendige Ausrüstung durchaus umfangreicher und dementsprechend teurer sein. Vor allem die artgerechte Haltung von exotischen Tieren geht in dieser Hinsicht unter Umständen richtig ins Geld, wenn zum Beispiel für klimatische Bedingungen gesorgt werden muss, die hierzulande nicht vorzufinden sind, oder wenn die Unterbringung generell schon durch ihre Größe problematisch werden könnte.
Dazu kommt die gerne übersehene Tatsache, dass auch Tiere gesundheitliche Probleme bekommen können. Zu den teils nicht unerheblichen Tierarztkosten kommen dann noch weitere Ausgaben wie Steuern oder Versicherungen, die wie die übrigen Haltungskosten über einen Zeitraum von mehreren Jahren oder eventuell sogar Jahrzehnten – beispielsweise bei Schildkröten oder Papageien – kalkuliert werden müssen.
Spontaneität verbietet sich beim Haustierkauf zudem deshalb, weil der Zustand des Tieres in so einem Fall kaum eingeschätzt werden kann. Krankheitsbilder, die sich erst später zeigen, können beim Spontankauf nicht erkannt werden oder sie führen im Gegenteil zu einem übereilten Kauf aus Mitleid. Daher raten Veterinärdienste und Tierschutz der Magistratsabteilung 60 zum Beispiel unbedingt von einem Tierkauf im Internet ab, der neben den Problemen bei der Erfassung des Zustands des Tieres zusätzlich unter das Verkaufsverbot von Tieren auf öffentlich zugänglichen Plätzen fällt. Auch der Großhandel bietet mitunter weder eine optimale Versorgung noch eine optimale Beratung. Empfehlenswert ist daher das Aufsuchen von seriösen Züchtern oder alternativ des Tierheims.
Ein Haustier zu Weihnachten – der richtige Zeitpunkt?
Selbst wenn die Entscheidung pro Haustier ausgefallen ist und alle kritischen Faktoren ausreichend berücksichtigt wurden, bleiben die Weihnachtsfeiertage ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für die Einführung des neuen Familienmitglieds. Das hat mehrere Gründe: Die eigentlich feierliche Atmosphäre in der neuen Unterkunft und die versammelte Verwandtschaft können recht schnell zu einer Stresssituation für das Tier werden. Darüber hinaus stehen umgekehrt oft genug auch Gegenbesuche bei Teilen der Familie an, was entweder noch mehr unbekannte Umgebungen – falls das Tier überhaupt mitkommen darf – oder ein allzu rasches Alleinsein im ebenfalls noch unvertrauten Zuhause bedeutet.
Wichtig für eine gelungene Eingewöhnung ist daher, insbesondere bei Hunden und Katzen, zunächst das Gewöhnen an einen neuen Personenkreis. Seriöse Züchter und Tierheime vereinbaren zu diesem Zweck Termine mit den Interessenten, damit sich alle Parteien zunächst kennenlernen können. Dieses Vorgehen hat den positiven Nebeneffekt, dass das Haustier auf diese Weise persönlich ausgesucht werden kann – das wirkt sich nicht nur förderlich auf das Interesse aus, sondern in gleichem Maße auf die Bindung zwischen Kind und Tier.
Tiere als Weggefährten für Kinder
So wenig Tiere als Weihnachtsgeschenke taugen, so wertvoll können sie wiederum als Gefährten von Kindern sein. Die Beziehung zwischen Kind und Tier kann sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die kindliche Entwicklung auswirken. Die bedingungslose Akzeptanz und Zuneigung, die das Kind durch das Tier erfährt, beeinflussen beispielsweise sein Selbstvertrauen.
Die Verpflichtung zur täglichen Versorgung stärkt darüber hinaus das Verantwortungsbewusstsein, selbst wenn bis zu einem gewissen Mindestalter die Unterstützung der Eltern notwendig ist beziehungsweise wenn das Kind beim Füttern oder Säubern vorerst nur assistieren kann. Durch diesen Umgang mit dem Haustier kann sich außerdem die Kommunikationsfähigkeit auf nonverbaler Ebene, vor allem hinsichtlich der Empathiefähigkeit, verbessern. Die wiederum äußert sich nicht allein in einem schnelleren Erkennen der Bedürfnisse des Tieres, sondern zugleich auch durch das Hintanstellen der eigenen. Der dauernde Pflege- und Aufmerksamkeitsbedarf kann daneben, insbesondere bei unkonzentrierten oder hyperaktiven Kindern, für mehr Ausdauer bei der Erfüllung ihrer Aufgaben sorgen.
Wenn es doch ein Tier zu Weihnachten sein soll
Falls dem Kinderwunsch nach eigenem Haustier, abgesehen von dessen Untauglichkeit als Weihnachtsgeschenk, auch aus verschiedenen anderen Gründen nicht entsprochen werden kann, bedeutet das nicht zwangsläufig den Verzicht darauf. Denn Alternativen zum Verschenken von Tieren gibt es allemal.
Aushelfen im Tierheim
Zum Beispiel werden in den Tierheimen freiwillige Helfer immer gerne gesehen. Nicht nur, weil die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf diese Weise entlastet werden, sondern weil das Spielen oder Spazierengehen zur Steigerung der Lebensqualität der Tiere beiträgt. Aus diesem Grund bieten die Tierheime gegen einen Unkostenbeitrag beispielsweise Betreuungspatenschaften an, beim Wiener Tierschutzhaus ist darin sogar schon die Haftpflichtversicherung und eine Basisausbildung für den Paten enthalten.
Neben der Möglichkeit, einen ersten Eindruck von der Bedeutung und Verantwortung der Haustierhaltung zu bekommen, tragen die Paten durch den regelmäßigen Kontakt gleichzeitig zu einer besseren Sozialisierung der Tiere beitragen. Das erhöht deren Chancen auf eine erfolgreiche Vermittlung ungemein. Allerdings gilt es zu beachten, dass abhängig vom Alter nicht alle Tätigkeiten im Tierheim ausgeübt werden können, gerade das Spazierengehen ist oft bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres nur gemeinsam mit den Eltern möglich. Dennoch bleiben solche Angebote eine gute Gelegenheit, die Tiere besser kennenzulernen – und auch die Eignung als Tierhalter besser einzuschätzen.
Zoopatenschaften in Schönbrunn
Der Wunsch nach einem exotischen Haustier ist zumeist noch schwerer zu erfüllen, als der nach einem „klassischen“. Häufig können die Rahmenbedingungen für eine artgerechte Haltung nicht gewährleistet werden oder sind schlichtweg mit zu hohen Kosten verbunden.
In diesem Fall lohnt sich möglicherweise ein Besuch im Zoo, denn dort werden wie im Tierheim Patenschaften angeboten. Die funktionieren selbstverständlich etwas anders, weil weder der direkte Kontakt noch die Auseinandersetzung mit einem einzelnen Tier das Ziel sind. Vielmehr kann mit einer Tierpatenschaft im Zoo das besondere Interesse an einer bestimmten Lieblingstierart ausgedrückt werden, wovon dann eben alle Exemplare dieser Spezies profitieren.
Der Zoo Schönbrunn bietet dazu verschiedene Modelle an: Die Patenschaft kann so entweder für einen Monat oder ein ganzes Jahr übernommen werden, außerdem kann zwischen verschiedenen, nach der Größe der Tiere gestaffelten, Gruppen ausgewählt werden. Die Sorge um die Lieblingstiere wird sogar urkundlich bestätigt. Patenschaften für Tiergattungen oder bestimmte Regionen können übrigens auch beim österreichischen WWF oder bei der Organisation „Vier Pfoten“ abgeschlossen werden.
Tiere verschenken – aber mit Sinn
Für diejenigen, die auch die besten Gegenargumente nicht von der festen Absicht abbringen konnten, zum Weihnachtsfest ein Tier zu verschenken, gibt es vielleicht doch noch eine Lösung. Der Vorteil besteht unter anderem darin, dass dem verschenkten Tier der Stress des weihnachtlich dekorierten Hauses gänzlich erspart bleibt – weil es dort niemals einkehren wird.
Gemeint ist hier die Investition in eines der Projekte der Caritas, wie „Langfristig Ernährung sichern“. Mit einer solchen Patenschaft wird beispielsweise die Landwirtschaft in der Demokratischen Republik Kongo verbessert, indem vor Ort Schulungen zu Methoden angeboten oder eben auch Hühner und Ziegen verteilt werden. Gerade zum Fest der Nächstenliebe könnte das einen schönen Kompromiss darstellen.
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